Die Sozionik (engl. Socionics; zusammengesetzt aus society „Gesellschaft“ und bionics „Bionik“) wurde in den 1970er Jahren von der litauischen Ökonomin und Autodidaktin Aušra Augustinavičiūtė entwickelt. Sie ist ein relativ junger und dynamischer Zweig der Psychologie und basiert auf Carl Gustav Jungs ‚Psychologische Typen‘ und der Theorie des informationellen Metabolismus des polnischen Psychologen Antoni Kępiński. Diese Theorie versteht den Menschen als ein System, welches Informationen mit seiner Umwelt austauscht, indem er sie nach einem spezifischen Programm aufnimmt, verarbeitet und aussendet.
Aušra Augustinavičiūtė hat dieses Wissen der menschlichen Psyche zu einer Strukturtheorie und einem Modell verbunden, das in der Sozionik als Modell A bezeichnet wird. In der Sozionik besteht der menschliche Charakter aus einem Satz von Blöcken, die psychologische Funktionen beinhalten. Je nachdem, wie diese Funktionen verbunden sind, entstehen verschiedene Arten der Informationsaufnahme, die zu verschiedenen Verhaltensweisen eines Menschen führen. Die Sozionik ist also eine Theorie, die den Informationsaustausch eines Menschen mit seiner Umwelt beschreibt.
Modell A besteht aus acht Funktionen und vier Blöcken, wodurch 16 Persönlichkeitstypen entstehen, die Typen des informationellen Metabolismus (TIM) oder Soziotypen genannt werden. Die Sozionik geht davon aus, dass sich die gesamte Menschheit, also alle gegenwärtig lebenden 8 Milliarden Menschen, aber auch alle Verstorbenen und zukünftig Geborenen diesen 16 Soziotypen zuordnen lassen. Für ihre Theorie hat Aušra Augustinavičiūtė den Namen Sozionik vorgeschlagen, da sie als Soziologin und Psychologin überzeugt war, dass jeder Persönlichkeitstyp in der Gesellschaft eine besondere Funktion erfüllt, die mit Hilfe der Sozionik beschrieben und erklärt werden kann.
Die Sozionik ist eine alternative Theorie von Typen, die der Myers-Briggs- und Keirsey-Theorie der Typen (MBTI) ähnlich ist, aber Jungs Psychologischen Typen am nächsten kommt. Jede Theorie, die davon ausgeht, dass Menschen mit ähnlichen Verhaltensweisen angeblich ähnliche Persönlichkeitstypen haben und dass es 16 meist erkennbare Verhaltensmuster gibt, steht in der Regel in einem gewissen Zusammenhang mit der Sozionik.
Der Hauptaspekt der Sozionik ist das Konzept der intertypischen Beziehungen. Ein Wissen der grundlegenden Mechaniken der Sozionik gibt einem die Möglichkeit, den Verlauf und die Dynamik von Beziehungen zwischen Menschen vorherzusehen. Dies macht die Sozionik zu einem sehr starken Werkzeug bei der Lösung von Problemen in Beziehungen. Das fundamentale Konzept der Sozionik ist die Dualität. Dies ist eine Beziehung von zwei Soziotypen, die sich laut Modell A perfekt ergänzen und daher ideal für Freundschaften und intime Beziehungen sind. Es gibt insgesamt 14 intertypische Beziehungen. Diese können sich unterstützen, ablehnen, oder sogar zu Konflikten führen. Die Beschreibung und Untersuchung der Entwicklungen von Beziehungen stellt derzeit ein Alleinstellungsmerkmal der Sozionik dar.
Die Sozionik bietet noch weitere Vorteile, wie zum Beispiel die Entdeckung der eigenen Stärken und Schwächen, die richtige Einschätzung des Potenzials eines Menschen, die ideale Gruppenbildung und eine höhere allgemeine Menschenkenntnis. Ein minimales Wissen der Sozionik kann schon dabei helfen, menschliche Interaktionen zu verbessern und andere Menschen besser zu verstehen.
Leider ist die Sozionik in der westlichen Welt nahezu unbekannt, da die Sprachbarriere einen Austausch mit osteuropäischen Forschern größtenteils verhindert. Es gibt kein deutsches Buch und keine deutschen Kurse. Diese Seite dient dazu, das Wissen der Sozionik an andere Menschen weiterzugeben. Ich beziehe mich auf meiner Webseite hauptsächlich auf die Forschungsarbeiten von Viktor Gulenko. Er ist neben Aušra Augustinavičiūtė der bekannteste Forscher der Sozionik, klinischer Psychologe und Gründer der Schule für humanitäre Sozionik. Zudem kann man hier Übersetzungen von Wikisocion finden. Wikisocion ist eine unkommerzielle Seite, die das Wissen der Sozionik in der englischen Sprache ansammelt.
Nun zu der Frage nach der Nützlichkeit, den eigenen Soziotyp mit einer gewissen Zuversicht zu kennen.
Zunächst einmal haben wir alle starke und schwache Punkte, und einige dieser Punkte sind mit dem eigenen Typ verbunden. Diese Stärken und Schwächen sind das Ergebnis von Typentwicklungs-Prozessen, wenn wir bewusst oder unbewusst beschließen, einige Bereiche außer Acht zu lassen, anderen Bereichen jedoch Vorrang einzuräumen. Wenn du deinen Soziotyp kennst, kannst du besser verstehen, welche Stärken du hast und welche Bereiche du verbessern möchtest. Deshalb ist es vorteilhaft, den eigenen Typ zu kennen, wenn du dich selbst verbessern möchtest.